Woran arbeiten? Vielfalt oder psychische Gesundheit?

Wie hängen Vielfalt und psychische Gesundheit zusammen?

Bei der Frage, ob man im Moment lieber auf mehr Vielfalt oder auf psychische Gesundheit setzt, kann man sich lange den Kopf zerbrechen. Fragt man sich ob mehr Vielfalt für die psychische Gesundheit erforderlich ist oder ob eine bessere psychische Gesundheit zu mehr Vielfalt führt, dann entsteht eher die Frage danach, wie das genau gehen soll.

In stressigen Situationen neigen wir dazu, uns aus Selbstschutz vor anderen abzuschotten. Wir sehnen uns nach allem, außer zusätzlichen Belastungen durch die Probleme anderer Menschen. Leider greifen einige Menschen dabei auf stereotype Vorurteile und sagen Dinge, wie „Typisch Frau“, „Sie ist viel zu jung“ oder „Da wo er herkommt mag das so sein, aber bei uns…“. 

Ein solches abweisendes und oft verletzendes Verhalten ist schädlich für eine Kultur, in der wir zusammen an den Herausforderungen arbeiten wollen und müssen. Ein Umfeld, das ständig von Stress geprägt ist, in dem uns ein emotionales Abgrenzen zunehmend schwerer fällt, wird sich negativ auf unsere Arbeitsleistung auswirken. Wir haben das Gefühl zu versagen und fühlen uns schuldig. Dann werden oft noch härter zu uns und zu anderen.

Jede*r, die*der jetzt noch stört, wird automatisch dafür verantwortlich gemacht und für schuldig daran erklärt, dass die Situation schlimmer wird. Die ohnehin gereizten Nerven führen dazu, dass selbst Kleinigkeiten zu eskalieren scheinen und zwischenmenschliche Beziehungen immer komplizierter werden.

Auf der anderen Seite wissen wir, dass es uns leichter fällt, Aufgaben zu erledigen und effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten, wenn wir uns sicher und willkommen fühlen. In solchen Situationen spielen die Unterschiede zwischen uns oft keine oder nur eine geringfügige Rolle.

Gerade hier zeigt sich, wie Menschen mit unterschiedlichen Denk-, Sicht- und Verhaltensweisen sich gegenseitig unterstützen können, gemeinsame Sichtweisen zu entwickeln, besser zu priorisieren, voneinander zu lernen oder Kundenwünsche besser zu verstehen. Wenn es uns gut geht, dann sind wir fähig, Neues zu lernen und echtes Interesse an anderen zu haben.

Und wir können dann auch für andere ein offenes Ohr haben, wenn sie ein Problem haben, ohne sie vor den Kopf zu stoßen.

Was macht man jetzt damit?

Wenn klar ist, wie die Dinge zusammenhängen, dann kann man die Fragen anders stellen. Zum Beispiel:

  • Was braucht es, damit sich Mitarbeitende psychisch sicher fühlen und mehr gelebte Vielfalt entsteht?
  • Wie sieht ein Unternehmen aus, in dem sich unterschiedliche Menschen respektvoll und wertschätzend behandelt fühlen?
  • Welche klaren „No Go’s“ werden gesetzt und wodurch können Sie eingehalten werden?
  • Welche Verhaltensweisen werden wie gefördert bzw. reglementiert?
  • Wie gehen wir mit denen um, die sich zurückgesetzt und im Stich gelassen fühlen?
  • Haben wir an alle gedacht und wer kann uns dabei helfen?
Überlegen Sie doch mal selbst:
Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie sich die Erfolgschancen von Männern verändern, wenn mehr Frauen in Führungspositionen befördert werden? Wie gehen Sie damit um? Fördern Sie mit Ihrer Vorgehensweise eine breitere Unterstützung oder eher Stress und damit Widerstand?

Ich mag gar nicht in Abrede stellen, dass ein knallhartes Vorgehen früher oft zu Erfolgen geführt hat. Zum Beispiel wenn es darum ging, schneller zu sein als andere, dann brauchte es diesen mutigen und durchsetzungsfähigen Mann, der sagte, wo es langgeht. Gleichzeitig ist auch bekannt, dass danach oft Entscheidungen revidiert werden mussten und zusätzlicher Druck entstand, weil Vieles übersehen wurde. Unter Männern wird das gerne als „Spiel“ gesehen und beflügelt den sogenannten Wettbewerbssinn.

Allerdings wissen wir auch, dass genau dieses Verhalten oft zusätzlichen Stress verursacht, der bei Menschen aus bisher benachteiligen Gruppen dazu führt, auf die Karriere zu verzichten, sich für einen anderen Job oder Arbeitgeber zu entscheiden oder psychisch krank zu werden.

Was bedeutet das konkret im Unternehmenskontext?

Die mentale Gesundheit von Mitarbeiter*innen und die Vielfalt in Unternehmen können auf verschiedene Arten miteinander in Zusammenhang stehen und eröffnen somit viele Möglichkeiten, um daran zu arbeiten:

1. Inklusion und psychische Gesundheit: Unternehmen, die eine vielfältige Belegschaft fördern und eine inklusive Unternehmenskultur schaffen, tragen dazu bei, dass sich alle Mitarbeitenden, unabhängig von Geschlecht, Alter, Rasse, sexueller Orientierung, Religion, Behinderung, Herkunft und anderen Merkmalen, wertgeschätzt und respektiert fühlen. Eine solche Umgebung kann die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen positiv beeinflussen, da sie sich sicherer und unterstützter fühlen.

2. Stress und Diskriminierung: Menschen, die zur Vielfalt eines Unternehmens beitragen, können aufgrund von Vorurteilen und Diskriminierung am Arbeitsplatz zusätzlichem Stress und Belastungen ausgesetzt sein. Dies kann sich negativ auf ihre mentale Gesundheit auswirken. Unternehmen müssen daher Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung zu bekämpfen und sicherzustellen, dass alle fair behandelt werden und sich gegenseitig fair behandeln.

3. Diversität in der Führungsebene: Unternehmen, die Vielfalt in Führungspositionen fördern, sind oft besser in der Lage, die Bedürfnisse und Perspektiven verschiedener Bevölkerungsruppen zu verstehen und zu berücksichtigen. Dies kann zu einer positiven Arbeitsumgebung beitragen und die mentale Gesundheit der Mitarbeiter stärken, da sie sich besser verstanden und vertreten fühlen.

4. Vielfalt als Ressource: Eine diverse Belegschaft bringt unterschiedliche Perspektiven und Denkweisen in ein Unternehmen ein. Dies kann zu kreativeren Lösungen und innovativen Ideen führen, die das Unternehmen insgesamt erfolgreicher machen. Eine positive Arbeitsumgebung, in der Vielfalt geschätzt wird, kann das Selbstwertgefühl der Mitarbeitenden stärken und sich positiv auf ihre mentale Gesundheit auswirken.

5. Flexibilität und Work-Life-Balance: Die Anerkennung der Vielfalt kann sich auch in flexibleren Arbeitsbedingungen und einer besseren Work-Life-Balance niederschlagen. Diese Faktoren können die mentale Gesundheit der Mitarbeiter*innen verbessern, da sie es ihnen ermöglichen, ihre beruflichen und persönlichen Verpflichtungen besser zu vereinbaren.

6. Sensibilisierung und Schulung: Es ist wichtig zu beachten, dass Diversität in Unternehmen auch Herausforderungen mit sich bringen kann, wie z. B. kulturelle Missverständnisse oder Vorurteile. Diese Herausforderungen können sich negativ auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Unternehmen können Schulungen zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit und Vielfalt anbieten, um das Verständnis und die Unterstützung für Mitarbeitende mit unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnissen zu fördern. Dies kann dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die psychische Gesundheit zu stärken.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Insgesamt ist die Förderung von Diversität und Inklusion in Unternehmen nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern kann auch positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Belegschaft haben und damit auch auf unsere Gesellschaft haben.

Wenn Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um eine vielfältige und inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen, kann dies dazu beitragen, den Stress zu reduzieren, das Wohlbefinden zu fördern und die Leistungsfähigkeit der Belegschaft zu steigern.

Und immer daran denken: eine Reduzierung von Stress fördert eine vielfältige und inklusive Unternehmenskultur.

Wie Sie das im Team oder Unternehmen umsetzen?

Wenn Sie schneller sein wollen als andere, dann ist es höchste Zeit, Dinge anders zu tun. 

Lassen Sie uns darüber sprechen!

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